Der Mast – durchgesteckt oder an Deck stehend?

Die Mehrheit an Booten hat den Mast an Deck stehend. Doch es gibt auch einige, die den Mast durchgesteckt haben. Was sind die Vor- und Nachteile?

Masten auf Segelbooten können an Deck stehen oder in einer Mastspur stehen, die auf den Bodenwrangen bzw. meist auf dem Kielschwein steht. Wer unsere Artikel regelmäßig liest, kann es sich schon denken: Beide Systeme haben Vor- und Nachteile und es gibt kein Richtig oder Falsch!

Verfügbarkeit der beiden Masttypen

Boote mit an Deck stehendem Mast sind auf dem Gebraucht- und Neubootmarkt viel häufiger anzutreffen. Wer eine lange Liste an Anforderungen ans Boot hat, wird es vermutlich einfacher haben, wenn eine zusätzliche Anforderung nicht ein durchgesteckter Mast ist, da das die Suche zusätzlich erschwert. Bei Blauwasseryachten findet man jedoch überdurchschnittlich viele durchgesteckte Masten.

Mast an Deck mit LeinenführungDurchgesteckter Mast mit innenliegenden Kabeln

Sicherheit

Kielverlust, Ruderbruch, Feuer, Wassereinbruch, Mensch-über-Bord und eben Mastbruch – die Horrorszenarien eines jeden Fahrtenseglers.

Seglerinnen und Segler, die allergrößten Wert auf Sicherheit legen, werden sich einen Steckmast wünschen, denn dieser gewinnt den Sicherheits-Wettbewerb auf jeden Fall. Der durchgesteckte Mast überträgt Kräfte direkt auf den Kiel und nicht aufs Deck, welches bei einem an Deck stehenden Mast viel stärker dimensioniert sein muss. In schwersten Bedingungen wünscht sich vielleicht jeder von uns mal einen durchgesteckten Mast.

Ein durchgesteckter Mast hat mehr Steifheit und steht beim Aufriggen quasi von alleine, sobald er durchs Loch an Deck gefädelt ist. Sollte man einen großen Schaden an den Wanten haben, wird der Mast nicht direkt runterkommen. Und wenn er doch runterkommt und nichts vom Mast übrig bleibt: Baum durchs Loch im Deck stecken und ein Notrigg bauen. Der Baum wird so einfacher zu befestigen sein als bei einem Mastfuß an Deck.

Durchgesteckter Mast einer Island Packet
Eine Blauwasseryacht mit durchgestecktem Mast

Bei Island Packet Yachten steht Sicherheit an erster Stelle, daher baut die Werft nur Yachten mit durchgestecktem Mast.

Anzahl Salinge

Da ein durchgesteckter Mast mehr Stabilität aufweist als ein an Deck stehender Mast, hat er bei gleicher Länge vermutlich weniger Salingspaare. Warum ist das relevant?

Wenn Masten brechen, dann typischerweise direkt unter dem ersten Salingspaar. Das liegt daran, dass wenn die Oberwanten reißen, der stärkste Punkt des Riggs nun die Unterwanten sind – also beim ersten Salingspaar. Hat ein Mast nur eine Saling, dann ist die Strecke zwischen Deck und Saling wahrscheinlich größer als bei einem Mast gleicher Länge mit 3 Salingen. Muss man ein Notrigg bauen nach Mastbruch, ist man natürlich sehr froh, wenn der übrig gebliebene Mast möglichst lang ist.

Aber weg von den Horrorszenarien! Die meisten von uns geraten nie in Situationen, wo wir einen Mastbruch erleben müssen, und so ein durchgesteckter Mast hat nicht nur Vorteile.

Wasser im Schiff

Ein an Deck stehender Mast hat den großen Vorteil, dass man kein Wasser im Schiff hat. Oder zumindest nicht vom Mast her ;-). Ein durchgesteckter Mast, der durch ein Loch im Deck gesteckt wird, wird typischerweise abgedichtet mit einer Manschette, einem sogenannten Mastkragen mit einer Gummidichtung. Schaut man sich in Häfen bei Booten mit durchgestecktem Mast um, sieht man eigentlich fast ausnahmslos Mastkrägen, die zusätzlich mit Panzertape, Sikaflex und anderen Hausmittelchen überdeckt sind. Schlicht und einfach, weil es so gut wie unmöglich ist, die Mastmanschette wirklich dicht zu bekommen. Das muss aber kein Drama sein. Dann hat man ein wenig Wasser in der Bilge, so what? Einige Eigner installieren sich eine eigene Bilgenpumpe direkt beim Kielschwein, um das Wasser vom Mast direkt wieder raus zu befördern.

Undichter Mastfuß
Durchgesteckter Mast

Ein durchgesteckter Mast ist kaum dicht zu bekommen. An etwas Wasser im Schiff muss man sich gewöhnen.

Lärm im Schiff

Durchgesteckte Masten haben den Nachteil, dass man Geräusche, die sowieso schon nerven können, lauter hört: Das arbeitende Rigg, klappernde Kabel und schlagende Fallen im Mast! Ein durchgesteckter Mast leitet die Geräusche ins Schiffsinnere sehr gut weiter. Wer empfindlich auf diese Geräusche reagiert, sollte lieber ein Segelboot mit Mast an Deck wählen. Gerade, wer mehrere Jahre an Bord verbringt, wünscht sich irgendwann auch mal Ruhe.

Mast legen

Ein Mast, der an Deck steht, lässt sich leichter legen. Er muss nicht durch ein Loch ein- und ausgefädelt werden. Dies ist besonders relevant, wenn man mit Jütbaum in Revieren mit vielen Brücken unterwegs sein möchte, zum Beispiel in den Niederlanden.

Interieur

Ein Vorteil eines an Deck stehenden Masts ist, dass Bootsbauer flexibler sind, was die Aufteilung des Innenraums angeht. Ein Steckmast bestimmt die Innenaufteilung maßgeblich, denn er blockiert nunmal den Innenraum. Ein Mast, der an Deck steht, benötigt zwar ebenfalls eine Abstützung, damit die Salondecke nicht einsackt, doch diese Abstützung muss nicht direkt unter dem Mast sein sondern kann auch versetzt sein, nicht ganz in der Mitte oder integriert in eine Schottwand. Das lässt mehr Freiheiten für die Gestaltung.

Dieser Mast stört das InterieurMaststütze im Salon

Was ist euer favorisiertes Rigg?

Steckmast oder Mast an Deck? Es gibt keine klare Antwort. Es kommt auf euer geplantes Revier, die Wetterbedingungen und euer eigenes Sicherheits- und Komfortbedürfnis an.

Kontaktiert uns gern für eine Beratung, welcher Riggtyp am besten zu euch passt.