Vor- und Nachteile von Decksalonyachten

Decksalonyachten werden von vielen Fahrtenseglern als der Goldstandard angesehen. Hier erkläre ich die Vor- und Nachteile von Decksalonyachten.

Was ist ein Decksalon?

Eine Decksalonyacht hat kein Flush Deck sondern einen erhöhten Aufbau mit größeren Fensterscheiben. Im Schiffsinneren befindet sich ein Salon in erhöhter Position, sodass man am Tisch sitzend durch die großen Fenster nach außen blicken kann. Manchmal werden Decksalons/Deckssalons auch als Deckshaus oder als Pilothouse bezeichnet. Achtung: Es gibt auch Yachten, die zwar als Decksalonyachten bezeichnet werden, da sie große Scheiben im Aufbau haben, wo man im Inneren jedoch nur durch die Fenster blicken kann, wenn man steht, nicht wenn man sitzt. Die Sitzgruppe ist dann nicht erhöht. Dieses Konzept ist im Englischen bekannt als «raised saloon», im Deutschen wird die Unterscheidung nicht gemacht.

Selgen mit einer Decksalonyacht
Decksalonyacht unter Segeln

Eine Decksalonyacht erkennt man an dem Aufbau mit den großen Fenstern.

Vorteile einer Decksalonyacht

Aussicht

Ganz klar: Man sitzt in einer Deckssalonyacht nicht im Keller! Es gibt sogar Leute, die beschreiben das Gefühl an Bord einer klassischen Yacht nicht als «wie im Keller» sondern als «wie im U-Boot». In einer klassischen Segelyacht geht man den Niedergang hinunter und kann im Stehen durch Schlitze nach draußen gucken – und im Sitzen am Tisch nur noch den Himmel durch die Luken sehen. Im Hafen muss man bei einer konventionellen Yacht im Cockpit sitzen, um das Hafenkino zu beobachten. Bei einer Decksalonyacht hat man diese Möglichkeit auch bei schlechtem Wetter, da man erhöht drinnen sitzen kann.

Toller Ausblick auch DecksalonyachtDieser Mast stört das Interieur

Lange Segelsaison

Apropos schlechtes Wetter: Ein Decksalon ist ein großer Vorteil in Revieren mit schlechtem Wetter. Regnet es die nächsten 2 Wochen, werden wohl viele Eigner konventioneller Yachten ihren Jahresurlaub schnell umplanen und stattdessen einen Flug in die Wärme buchen (wer will schließlich 2 Wochen im Keller sitzen). Auf einer Decksalonyacht kann man dank Innensteuerstand viel von drinnen machen – für den Segeltrimm und die Anlegemanöver muss man dennoch raus ins Kalte. Auch die Hafentage bei Regen haben etwas weniger Deprimierendes, weil man immerhin im Tageslicht sitzen kann. Die Segelsaison an der Nord- und Ostsee wird um einige Monate verlängert, da man eine Decksalonyacht eher mal nutzt, auch wenn die Bedingungen nicht perfekt sind. Ein Decksalon schützt vor schlechtem Wetter. Für viele Liveaboards in unseren Breitengraden ist eine Decksalonyacht daher interessant.

Platz

Das Platzangebot auf einer Decksalonyacht fällt bei gleicher Länge etwas größer aus als auf einer konventionellen Segelyacht. Da der Salon erhöht ist, hat man darunter Platz; sei es für zusätzlichen Stauraum oder eine Kabine. Sozusagen anderthalb Stockwerke! Bedenkt jedoch auch, dass bei vielen Deckssalonyachten der Innensteuerstand viel Raum einnimmt, er aber stundenmäßig auf den meisten Törns sehr sparsam benutzt wird.

Seekrankheit

Decksalonyachten sind interessant für Seglerinnen und Segler, die zu Seekrankheit tendieren. Befindet man sich unter Deck, kann man beim Sitzen und Kochen gut rausschauen und den Blick auf den Horizont lenken, was vielen Leuten hilft, die Seekrankheit im Zaum zu halten.

Nachteile einer Decksalonyacht

Klima

Die Vorteile, die eine Decksalonyacht in kalten Revieren hat, sind schlussendlich die Faktoren, die einen Aufenthalt im Mittelmeer oder den Tropen zur Qual werden lassen können. Ein Decksalon heizt sich dank der großen Scheiben bei Sonneneinstrahlung sehr stark auf. Ihr kennt es vom Auto – eine Stunde an der Sonne stehen gelassen, sind es drinnen locker 60 Grad. Kein Wunder also, dass alle, wirklich alle Deckssalonyachten in warmen Revieren die großen Fenster mit Tüchern, Decken und speziellen Persenningen abdecken. Und dann? Sitzt man also doch wieder im Keller und kann nicht rausgucken.

Sollte der Decksalon doppeltverglast sein, heizt er sich langsamer auf – doch leider bieten nur wenige Werften eine Doppelverglasung an. Eine Doppelverglasung hilft übrigens auch ungemein, wenn man im Winter Zeit auf dem Boot verbringt, da die Wärme besser drin bleibt.

Achterkabine einer 35 ft Centercockpityacht mit eigenem Badezimmer
Decksalonyacht mit kleinen Fenstern

Reinke-Yachten haben verhältnismäßig kleine Fenster, sodass sie sich langsamer aufheizen.

Big brother

Man genießt bei einer Decksalonyacht die Möglichkeit, das Hafengeschehen zu verfolgen, doch sollte man sich auch darüber bewusst sein, dass man selbst auf dem Präsentierteller sitzt. Jeder im Hafen guckt rein und sieht, was es zum Abendessen gibt. Vielleicht gibt es deshalb Decksalonyachten mit zwei(!) Salons? Einem erhöhten und einem weiter vorne, der tiefer im Schiff gelegen ist, damit man sich dort zurückziehen kann.

Achterkabine einer 35 ft Centercockpityacht mit eigenem Badezimmer
Decksalonyacht mit gezogenen Vorhängen

Privatsphäre hat man nur mit Sichtschutz, besonders abends.

Sicherheit

Decksalonyachten wird außerdem weniger Sicherheit angekreidet im Vergleich zu einer konventionellen Yacht. Das liegt an mehreren Faktoren: dem höheren Schwerpunkt, der größeren Windangriffsfläche und dem Risiko großer Scheiben bei Seeschlag.

Erhöhter Schwerpunkt

Die Aufbauten einer Decksalonyacht sind höher als einer Flush-Deck-Yacht, was den Schwerpunkt höher bringt, das stimmt. Doch wenn es genug Ballast im Kiel gibt, kann das gut ausgeglichen werden. Hier sollte man also bei Yachten, die von Interesse sind, die Werftangaben vergleichen. Nur weil eine Yacht ein Pilothouse hat, muss sie nicht weniger aufrichtendes Moment haben. Die Konstruktion des gesamten Rumpfs und des Unterwasserschiffs sagt sehr viel darüber aus.

Achterkabine einer 35 ft Centercockpityacht mit eigenem Badezimmer
Je größer die Yacht, desto besser auch das Verhältnis von Höhe zu Länge

Bei dieser größeren Decksalonyacht wirkt der Aufbau nicht so klobig wie bei kleineren Modellen.

Windangriffsfläche

Die größere Windangriffsfläche kann man jedoch nicht schön reden, die ist einfach da. Größere Abdrift und größere Kräfte aufs Schiff, besonders bei schwerem Wetter, sind das Resultat. Doch bei einem Katamaran ist die Windangriffsfläche noch bedeutend größer, und auch damit werden Weltumsegelungen erfolgreich bestritten.

Achterkabine einer 35 ft Centercockpityacht mit eigenem Badezimmer
Windangriffsfläche einer Decksalonyacht

Diese Nauticat 33 ist dürfte ziemlich windanfällig sein.

Seeschlag

Das dritte Sicherheitsrisiko ist Seeschlag. Will heißen, trifft ein Brecher das Deckshaus mit voller Wucht, können die großen Scheiben eingedrückt werden. Früher hatten Yachten oft Bretter an Bord, die vor einem großen Sturm von außen vor den Scheiben fixiert werden konnten. Schlagfeste Scheiben machen diese Bretter bei moderneren Schiffen redundant.

Verfügbarkeit

Konventionelle Kajütyachten sind auf dem Neu- und Gebrauchtbootmarkt weitaus häufiger anzutreffen als Decksalonyachten. Lässt man dann noch die Yachten weg, die sich zwar als Decksalonyachten bezeichnen, bei denen man aber trotzdem im Keller sitzt, wird das Verhältnis noch ungünstiger. Soll es mit der Bootssuche schnell gehen, kann man natürlich Glück haben und plötzlich eine passende Decksalonyacht finden, doch wird diese Anforderung die Bootssuche typischerweise verlangsamen. Wer es eilig hat: Offen bleiben und vielleicht in Kauf nehmen, dass es eben kein Decksalon wird.

Optik

Und zum Abschluss noch das Thema Optik. Man kann es einfach nicht anders sagen: Die meisten Decksalonyachten gewinnen keinen Schönheitspreis. Gerade kleine Yachten unter 50 Fuß sehen durch den erhöhten Aufbau oft klobig und gedrungen aus. Wer Wert legt auf schlanke Linien, wird es bis auf Ausnahmen schwer haben, sich mit der Optik einer Decksalonyacht anzufreunden. Ein Kunde sagte mal zu uns: «Seit du gesagt hast, Decksalons sehen aus wie Telefonzellen, sehe ich das auch und das Bild will nicht mehr aus meinem Kopf». Ob nun Telefonzelle, Kühlschrank oder Sarg (alles schon gehört): Design-Preise räumen die wenigsten Decksalonyachten ab.

Achterkabine einer 35 ft Centercockpityacht mit eigenem Badezimmer
Deckshaus wie eine Telefonzelle

In unseren Augen fügt sich der Aufbau bei dieser Fisher aber gut ins Gesamtbild.

Mögt ihr Decksalons?

Beim Thema «Decksalon – ja oder nein?» gibt es kein Richtig oder Falsch. Es kommt darauf an, was man vorhat, in welchem Revier man unterwegs ist und wie schnell man ein Boot finden möchte. Ihr seid euch nicht sicher, ob eine Decksalonyacht für euch das richtige sein könnte? Lasst uns drüber sprechen. Kontaktiert mich für ein Kennenlerngespräch.