Warum wir nur selten zu Coppercoat raten

Wir erläutern die Vor- und Nachteile von Coppercoat

Was ist Coppercoat?

Coppercoat ist ein Antifouling auf Basis von Epoxid und Kupfer. Wie konventionelle Antifoulings auch schützt es den Bootsrumpf vor Bewuchs, jedoch für eine längere Zeitperiode als andere Antifoulings, die normalerweise im Jahres- oder Zweijahresrhythmus erneuert werden müssen.

Coppercoat wird in den sozialen Medien seit einigen Jahre regelrecht gehypt, was nicht zuletzt an Sponsoring liegt. Coppercoat als Alternative zu konventionellen Antifoulings hat einige Vorteile, doch auch einige Nachteile.

Vorteile von Coppercoat

Pflegeleicht

Wenn man Coppercoat einmal auf dem Rumpf aufgetragen hat, muss man es für mehrere Jahre nicht überstreichen; manche wiederholen den Prozess nach 7 Jahren, andere nach 12 Jahren. Bei gewöhnlichen Antifoulings muss spätestens alle 2 Jahre, je nach Revier jedes Jahr, eine neue Schicht aufgebracht werden. Coppercoat hält also sehr lange und das kann Krankosten sparen (ab und an wird man jedoch dennoch kranen müssen, um beispielsweise Anoden zu erneuern). In Revieren, wo jeden Herbst gekrant wird und das Boot unter Umständen gar nicht im Wasser bleiben darf, ist das kein großer Vorteil. Wer auf Langfahrt ist, wird es bestimmt schätzen, wenn er nicht regelmäßig aus dem Wasser muss (je nach Revier geht man während der Hurricane-Saison jedoch freiwillig aus dem Wasser).

Auch wenn kein neues Coppercoat aufgetragen werden muss, muss der Rumpf in regelmäßigen Abständen (ca. alle 2 Jahre) leicht angeschliffen werden, um frisches Kupfer freizusetzen. Diese Arbeit kann, wenn man gut die Luft anhalten kann, auch im Wasser durchgeführt werden.

Eine Yacht auf Langfahrt wird nicht jeden Frühling gekrant

Wenn das Antifouling nicht ständig erneuert werden kann, kann Coppercoat hilfreich sein

Coppercoat ist zusätzlicher Osmoseschutz

Bei GFK-Schiffen fungiert Coppercoat als Sperrschicht, da es auf Epoxidbasis ist. Epoxidharz ist weniger wasserdurchlässig als Polyester und wird daher allgemein als Osmoseschutz eingesetzt. Viele Yachten haben bereits einen Osmoseschutz auf dem Unterwasserschiff aufgebracht; Coppercoat ist dann wie eine Art Auffrischung.

Nachteile von Coppercoat

Initialaufwand

Auftragen von Coppercoat
Auftrag von Coppercoat

Der Auftrag erfolgt nass in nass, am besten zu zweit

Der Initialaufwand ist sehr groß. Vor dem Auftragen von Coppercoat muss alles alte Antifouling vollständig vom Rumpf entfernt werden. Entweder, man macht das manuell selbst oder man lässt den Rumpf vom Profi strahlen. Dieser Schritt ist also mit Zeit und/oder Geld verbunden. Bei konventionellem Antifouling schleift man jährlich kurz an und streicht dann eine neue Schicht auf die alte. Rund alle 20 Jahre kommt der Punkt, wo der Schichtaufbau ein inakzeptables Maß erreicht hat und auch hier alle Altanstriche entfernt werden müssen – vielleicht eine passende Gelegenheit fürs Umsatteln auf Coppercoat?

Kosten

Die Initialkosten sind ebenfalls hoch. Coppercoat aufzutragen oder auftragen zu lassen lohnt sich erst, wenn man plant, das eigene Boot mindestens 8 Jahre zu besitzen. Unsere Erfahrung zeigt, dass viele Eigner ihre Boote weniger als 5 Jahre besitzen und Ersteigner oft nur 2 Jahre.

Wer ein kleines Budget hat und nicht auf Coppercoat verzichten möchte: Geld kann man sparen, indem man nicht Coppercoat kauft sondern aus Epoxidharz, Härter und Kupferpulver selbst eine Mischung herstellt. Ein Beispiel findet ihr hier.

Der Weg zurück ist schwer

Während konventionelles selbstschleifendes Antifouling sehr einfach entfernt werden kann, ist Coppercoat aufgrund des Epoxys steinhart und extrem schwer wieder vom Rumpf zu entfernen. Da hilft im Grunde nur Sandstrahlen; Schleifen würde einen in den Wahnsinn treiben. Warum ist das relevant? Stichwort: Verbote.

Verbote

Coppercoat ist bereits jetzt in den Niederlanden verboten. Die Niederlande sind in Europa ein Vorreiter, was Gewässerschutz angeht. Zum Beispiel waren schon sehr früh Fäkalientanks Pflicht, wo der Rest von Europa hinterherhinkt und es bis heute keine flächendeckende Regelung gibt. Niederländische Behörden erlauben in den Antifoulings nur einen bestimmten Anteil an Kupfer, den Coppercoat weit überschreitet. Je nach Segelrevier kann einem das egal sein. Doch es ist gut möglich, dass die Länder der Nord- und Ostseeküsten oder des Mittelmeers sich im nächsten Jahrzehnt ebenfalls auf einen Verbot bestimmter Antifoulings einigt. Das Risiko besteht in unseren Augen durchaus, da der Umweltschutz immer mehr in den Vordergrund rückt.

Coppercoat ist kein Wundermittel

In den sozialen Medien wird Coppercoat oft als absolutes Wundermittel dargestellt. Einige schwärmen von den Resultaten – keine einzige Seepocke, kein bisschen Bewuchs. In Foren liest man oft gegenteiliges. Ist das Produkt nun gut oder schlecht? Weder noch, es ist einfach ein Antifouling wie jedes andere auch, insofern, als dass auch andere Antifoulings in manchen Revieren toll funktionieren und in anderen gar nicht. Auch Coppercoat funktioniert nicht in allen Revieren gleich gut und die Bewuchsabwehr ist nicht überall gleich erfolgreich. Bevor man also die Investition in Coppercoat tätigt, sollte man vielleicht am eigenen Steg die Nachbarn fragen, ob jemand Antifouling auf dem Rumpf hat und was die Erfahrungen sind.

Klar, mit konventionellem Antifouling steht jeden Frühling eine neue Schicht streichen an, was für gewöhnlich in einem Nachmittag erledigt ist. Coppercoat wird häufig als «no maintenance»-Antifouling angepriesen – «low maintenance» ist realistischer. Es muss regelmäßig angeschliffen werden, ganz arbeitsfrei geht es also nicht. Für diese Schleifarbeit muss nicht zwingend gekrant werden, wenn das Wasser warm genug ist und man sich einen Nachmittag nimmt, das Boot abzutauchen und mit Scotch-Brite zu bearbeiten.

Nicht geeignet für Aluminiumrümpfe

Da Aluminium ein unedleres Material ist als Kupfer, sollte Coppercoat nicht auf Aluminiumyachten verwendet werden. Tut man das doch, ist es wie im Chemieunterricht im Experiment mit der Kathode und der Anode (lang ist’s her!). Elektrolyse zersetzt einem den Alurumpf. Mehr zum Thema Rumpfmaterial gibt es in unserem Artikel.

Coppercoat – für gewisse Einsatzzwecke genau das richtige

Wir sind weder pauschal für noch gegen Coppercoat als Antifouling. Es kommt immer auf den Einsatzzweck an. Plant ihr, euer Boot über mehrere Jahre zu behalten? Plant ihr eine Weltumsegelung und es ist nicht klar, ob ihr regelmäßig kranen werdet? Ist das alte Antifouling auf eurem Boot schon so dick aufgetragen, dass ihr sowieso über einen Neuaufbau nachdenkt? Stehen die Niederlande definitiv nicht auf eurer Bucket List? Dann kann Coppercoat durchaus die richtige Wahl sein.

Ihr seid euch unsicher, ob Coppercoat das richtige Antifouling für euch sein könnte? Wir helfen euch bei der Entscheidung.