Beim Bootskauf geht es um viel Geld. Daher ist es wichtig, dass man keine Fehler begeht, damit der Bootskauf nicht zum Verlustgeschäft wird und das Boot auch noch nach Jahren Freude macht.
Das falsche Boot für den Einsatzzweck kaufen
Bevor es zu einem Kauf kommt, sollte man sich gut überlegen, was für ein Boot man denn benötigt. Und dabei geht es nur zweitrangig um die Optik. Wichtiger ist eine Abstimmung auf das geplante Seerevier, die geplante Crewgröße und die eigenen Präferenzen in Sachen Komfort, Sicherheit und Sportlichkeit. Gerade für Anfängerinnen und Anfänger kann das schwierig sein, da auf den ersten Blick erstmal alle Boote gleich sind. Doch ähnlich wie bei Autos: Ein Audi A6 und ein Land Cruiser haben zwar beide 4 Räder, doch völlig unterschiedliche Einsatzzwecke.
Alleine zu Besichtigungen gehen
Das Traumboot ist online gegangen und man ist schockverliebt? Es ist ratsam, nicht alleine zur Besichtigung zu gehen. Vier Augen sehen mehr als zwei und sechs sehen mehr als vier. Bei einer Besichtigung ist es hilfreich, wenn jemand dabei ist, der Ahnung von der Materie hat. Doch wenn das verschiedenen Gründen keine Option sein sollte, dann hilft es dennoch, einen Laien mitzunehmen, der zumindest mit einem neutralen Blick an die Bootsbesichtigung kommt. Er oder sie wird das Boot objektiver besichtigen und den allgemeinen Zustand vielleicht realistischer beurteilen als jemand, der die rosa Brille aufhat.
Ohne Gutachter kaufen
Osmose mit ausgeprägten Blasen, Rostnasen am Stahlboot, qualmender Motor: Gewisse Mängel erkennt auch der blutigste Anfänger selbst. So kann man selbst beurteilen, ob es sich überhaupt lohnt, einen Gutachter zu bestellen. Einen Gutachter beim Bootskauf zu beauftragen empfehle ich in jedem Fall! Ein guter Gutachter findet nahezu immer etwas (übrigens auch, oder gerade bei Neubooten) und da die Reparatur dieser Mängel im Normalfall auf Kosten des Verkäufers gehen, ist der Gutachter in vielen Fällen sozusagen gratis.
Doch Achtung: Gutachter ist kein geschützter Begriff. So darf sich jeder schimpfen und es gibt viele Scharlatane. In meinem früheren Job als Bootsmaklerin habe ich viele wirklich miserable Sachverständige gesehen. Ich kann euch gerne europaweit Tipps für Gutachter geben, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe und deren Arbeitsweise ich empfehlen kann.
Zu viel bezahlen
Gerade wer sich unsterblich in ein Segelboot verliebt hat, stellt leider häufig das Gehirn aus, sobald die Entscheidung gefallen ist, dass das Boot gekauft wird – aber noch nicht klar ist, zu welchen Bedingungen. Es kann helfen, mit jemandem über die anstehenden Verhandlungen zu sprechen, der keine rosa Brille aufhat und das Boot und dessen Zustand objektiver bewerten kann. Auch sollte man sich über versteckte Kosten im Klaren sein, die eventuell auf den Käufer abgewälzt werden, die ebenfalls in Budget fließen sollten.
Sich nicht über die Bedingungen im Verkaufsland informieren
Hat man sich für ein Boot entschieden, sollte man sich über die generellen Verkaufsbedingungen und typischen Abläufe im Verkaufsland informieren. Wer zahlt die Maklerprovision, der Verkäufer oder der Käufer? Wer zahlt eventuelle Abmeldegebühren, falls das Boot in einem Register eingetragen ist? Kommt ein Gutachter vor der Vertragunterzeichnung oder bei der Übergabe? Fragen wie diese sollte man vor der Abgabe eines Angebots stellen, denn es können unliebsame Zusatzkosten auf den Käufer zukommen, mit denen man nicht gerechnet hat.
Sich nicht mit den Papieren auseinandersetzen
Der Verkäufer behauptet, das Boot sei EU-versteuert und kramt bei der Besichtigung die Originalrechnung von 1985 heraus? Leider ist das kein ausreichender Beweis, dass die EU-MwSt bezahlt wurde. Bevor man einen Kaufvertrag unterzeichnet, sollte man sich unbedingt mit dieser komplexen Materie auseinandersetzen und im Zweifelsfall einen Profi hinzuziehen, um eine spätere Nachzahlung der Mehrwertsteuer zu vermeiden.
Keine Fragen stellen
Egal, wie gut das schriftliche Exposé ist, Fragen sollte man immer stellen. Gerade für Neulinge ist es teilweise schwierig, sich schlaue Fragen zu überlegen, denn oft sind gerade die Sachen entscheidend, die eben nicht im Exposé erwähnt sind. Fragen stellen sollte man zum Einen, um lückenlose Informationen über das Boot zu sammeln, zum Anderen um zu merken, wie der Verkäufer auf Fragen reagiert und um einschätzen zu können, mit was für einem Typ Mensch man es zu tun hat.
Sich den Verkäufer nicht genau angucken
Man sollte sich nicht nur das Boot angucken, das man kaufen möchte, sondern auch die Person, von der man es kaufen wird. Das bezieht sich auf den Eigner selbst oder auf den Makler, der den Verkauf koordiniert. Macht der Mensch einen ehrlichen Eindruck oder ist er ein Schlitzohr? Redet er von seinem Boot als sein «Baby», das aber vor 5 Jahren die letzte Motorwartung spendiert bekam? Dann passt etwas nicht zusammen. Wenn man glaubt, sein Traumboot gefunden zu haben, der Verkäufer einem aber ein ungutes Gefühl gibt, dann sollte man auf sein Bauchgefühl hören.